Lust und Verhütung sind Hebammenthemen!

  • Tara Franke, Hebamme, Sexualtherapeutin und Redakteurin der DHZ: »Hebammen hatten seit jeher einen besonderen Zugang zu Themen der Sexualität, Verhütung und Familienplanung, denn sie kennen die typischen Fragen und Nöte.

Der Februar gehört zu den Wintermonaten, in denen sich gut und gerne viel Zeit im Bett verbringen lässt. Wohl denen, die jetzt, wo Corona unsere sozialen Kontakte deutlich einschränkt, nicht allein sind und sich aneinander kuscheln können. Für viele Wochenbettfamilien hat die Pandemie so auch positive Effekte gebracht. Die Flitterwochenstimmung, das ungestörte Ankommen beieinander als Familie ist leichter, wenn nicht ständig Besuch ins Haus flattert.

Dieses Heft widmet sich der Frage, wie Elternpaare ihre Lust leben können, was sie dafür benötigen, wie sich die Sexualität rund um die Geburt eines Kindes verändern kann – und welche Rolle Hebammen als Vertrauenspersonen und Gesundheitsberaterinnen einnehmen (können). Hebammen hatten seit jeher Zugang und Wissen zu Themen der Sexualität, Verhütung und Familien­­­planung, denn sie kennen die typischen Fragen und Nöte und oft auch hilfreiche Mittel. Wir wollen Ihnen aktuelle Informationen und praxisnahe Tipps an die Hand geben, wie Sie werdenden und frisch gebackenen Eltern beratend zur Seite stehen können. Vielleicht macht es Ihnen Mut, (noch) öfter das Thema Lust und Sexualität anzusprechen.

Dabei bleibt es nicht bei praktischen Fragen zu Sex im Wochenbett oder Verhütungsmöglichkeiten in der Stillzeit. Was, wenn der Stress der Elternschaft die Lust erstickt? Wenn die stillende Mutter nur noch kuscheln möchte und der Partner den Sex vermisst? Wie wandelt sich das Verhältnis der Frau zu ihrer Lust, wenn Schwangerschaft und Geburt ihren Körper so sehr verändert haben? Welche Bedeutung haben die Brüste für eine Frau – jenseits von Stillen und Kuscheln mit dem Kind?

Unser Interview mit der Psychotherapeutin und Sexualpädagogin Lucyna Wronska verdeutlicht, dass wir oftmals die Bedürfnisse der Menschen aus anderen Kulturen oder Milieus zu wenig kennen und verstehen. Es wäre schade, wenn mangelnde Neugier oder die Sorge, in ein Fettnäpfchen zu treten, verhinderten, Frauen aus anderen Lebenszusammenhängen auf Sexualität und Verhütung anzusprechen. Ihr Fazit: lieber riskieren, auch einmal beherzt danebenzugreifen, als gar nicht darüber zu reden.

Das gilt auch für die Paare, die wir beraten: Selbst ein etwas stockender und unsicherer Austausch über Sexualität und Lust trägt dazu bei, zu klären, was die PartnerInnen sich wünschen und wo ihre Grenzen sind. Es hilft zu verstehen, dass Bedürfnisse und Grenzen nicht immer deckungsgleich sein können. Reden und Verhandeln führen zu pragmatischen Lösungen und können durchaus eine Beziehung retten.

Ich wünsche Ihnen Freude und Lust – nicht nur beim Lesen!

Rubrik: DHZ 2/2021

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