Im Notfall gut gerüstet?

  • Tara Franke, Hebamme und Redakteurin der DHZ: »Wer selten Notfälle erlebt, hat wenig Gelegenheit zu üben. Umso wichtiger ist es, regelmäßig zu trainieren.«

Notfälle sind vor allem in Kliniken mit hoher Geburtenzahl beinahe alltägliche Vorkommnisse. Dabei gibt es solche, die gut zu handhaben sind, und andere, die auch erfahrene Hebammen und Ärzt:innen erschüttern und an ihre Grenzen bringen. Bei aller Routine bleibt bei vielen Kolleg:innen doch eine gewisse Angst davor, ob auch heute alles gut gehen wird. Agnes Schlechtriemen-Koß, die als Fachpflegerin für Innere Medizin und Intensivpflege und später als Lehrerin für Pflegeberufe und in der innerbetrieblichen Fortbildung tätig war, spricht im Interview darüber, wie die Gesellschaft ihre Angst vor dem Tod auf den Schultern der Geburtshelfer:innen ablädt. Sie weiß aber auch um den Sinn und Nutzen einer gesunden Angst im Sinne von Respekt vor schweren und tragischen Notfällen in der Geburtshilfe.

Wer jedoch selten Notfälle erlebt, hat wenig Gelegenheit, diese zu üben. Umso wichtiger ist es für kleinere Institutionen wie Geburtshäuser, sich regelmäßig in diesen Szenarien zu trainieren. Bisher gibt es kein flächendeckendes Angebot dafür. Dabei hat die Hebamme Susanne Quernheim in ihrer Masterarbeit herausgefunden, dass das regelmäßige Absolvieren simulationsbasierter Fortbildungen auch für außerklinische Hebammen einen Zugewinn an Sicherheit und Wissen mit sich bringt. Sie beleuchtet in ihrem Beitrag sehr anschaulich, welchen Einfluss der Faktor Stress auf unsere Entscheidungen in medizinischen Krisensituationen hat. Auf Basis ihrer Forschung hat sie ein Simulationstraining entwickelt, das zu den Bedürfnissen von Geburtshäusern passt.

Sonia Lippke und Christina Derksen vom Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. zeigen, wie Schnittstellenverluste durch eine systematische Übergabe vermieden werden können, um iatrogene Notfälle zu reduzieren. Auch sie betonen die große Bedeutung des regelmäßigen Trainings, um die kommunikativen Methoden zu automatisieren. Dies helfe vor allem, auch in Notfällen empathisch mit Eltern und Kolleg:innen zu sprechen und zu handeln. So zeigen Studien immer wieder, dass eine Einbeziehung der Eltern in den Ablauf des Notfalles und eine Nachbesprechung der Ereignisse mit ihnen die Bewältigung solcher Krisen erleichtern können.

Aber: Gut gemacht ist noch lange nicht gut dokumentiert. Daher sollten Sie sich ruhig die Tipps unseres Autors und Rechtsanwalts Matthias Diefenbacher ansehen. Und vielleicht zur Erinnerung in Ihr Kitteltaschen-Merkheft notieren. Denn gut gerüstet läuft alles besser.

Rubrik: DHZ 02/2022

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