Schlafforschung

Depressive Mutter - anderes Schlafverhalten des Kindes?

  • Die Stimmungen der Mutter können das Schlafverhalten des Babys negativ beeinflussen. Das wiederum wirkt sich auf dessen Stimmung aus.

  • Schlafen die Kinder anders, wenn ihre Mütter depressiv sind? Dr. Flora Bat-Pitault vom Hospital Salvator in Marseille, Frankreich, hat dazu 64 gesunde, reifgeborene Kinder untersucht, 32 Jungen und 32 Mädchen. 32 der Kinder wurden von Müttern mit einer diagnostizierten Depression geboren und 32 hatten Mütter ohne eine bekannte depressive Vorerkrankung.

    Der Nachwuchs depressiver Mütter hat generell ein erhöhtes Risiko, ebenfalls daran zu erkranken, wobei genetische und Umweltfaktoren dabei eine Rolle spielen. Mit Hilfe der Polysomnografie, einem diagnostischen Verfahren zur Schlafmessung, wurden je 24 Stunden im ersten Lebensmonat und noch einmal im sechsten Lebensmonat aufgezeichnet. Dabei wurden die Gesamtschlafzeit, die Wachzeiten, die NonREM-Phasen und die REM-Phasen (rapid eye movement) und die Schlafeffizienz gemessen. Mit sechs Monaten wurden auch Gehirnaktivitäten (spindle density) und der langsamwellige Schlaf mit erhoben. Beide Gruppen wurden miteinander verglichen.

    Bereits im ersten Lebensmonat, aber auch nach sechs Monaten zeigten die Kinder depressiver Mütter signifikant mehr Wachzeiten und weniger Erregungsphasen als die Kinder gesunder Mütter. Die Kinder depressiver Mütter hatten im ersten Monat weniger NonRem-Phasen und nach sechs Monaten geringere Gesamtschlafzeiten allerdings auch geringere REM-Phasen (deren steigende Häufigkeit mit Depressionen assoziiert ist). Nach sechs Monaten zeigten die Kinder depressiver Mütter mehr langsamwellige Schlafphasen und weniger Gehirnaktivitäten im Vergleich zu Kindern nicht kranker Mütter. Mädchen zeigten sich dabei im Alter von sechs Monaten anfälliger als Jungen. Das heißt, dass diese Schlafstörungen die Stimmung eines Kindes im ersten Lebensjahr belasten kann.

    Fazit: Bereits in den ersten Lebensmonaten wird sichtbar wird, wenn Kinder in ihrer pränatalen Phase der Depression ihrer Mutter ausgesetzt waren. Die Kinder sind besonders empfänglich für die Entwicklung einer eigenen Depression und die Neuroplastizität ihres Gehirns ist möglicherweise herabgesetzt.

    (Bat-Pitault F et al.: Altered sleep architecture during the first months of life in infants born to depressed mothers. sleep medicine 2017.30, 195–203. http://www.sleep-journal.com/article/S1389-9457(16)30318-5/fulltext/DHZ)

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 13.03.2017